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Du bist schuld - Ist das denn wahr?

Eine Betrachtung von Carmen Eva Leitmann

Projektion, ist wirklich ein mächtiges Thema unserer Zeit. In den Firmen schafft es Frust, die Kommunikation wird gestört,  es bilden sich Parteien, Kollegen werden ausgegrenzt, die Geschäftsbeziehungen leiden darunter.

Es stellt sich die Frage: Was passiert da genau und wie können wir diesem Thema ein Ende setzen?

Welche Alternativen gibt es zu Projektion?

Zunächst geht es sicherlich darum, Bewusstsein dafür zu schaffen, denn die Schuldzuweisungen laufen meistens völlig automatisch, also unbewusst, ab. Es gelingt auch nicht, durch eine reine Verhaltensänderung, das Thema in den Griff zu bekommen, das würde keiner lange durchhalten, denn unser Verhalten und unsere Emotionen werden durch unser Denken gesteuert. Bei meinen Kunden beginne ich damit, sie dafür zu sensibilisieren ihre innere Wahrnehmung der Dinge zu beobachten, um festzustellen, wie sie,  über bestimmte Personen oder Situationen denken. Das gibt Aufschluss darüber wie man sich möglicherweise begegnet. Es geht, wie alles das wir dauerhaft verändern wollen, nur von innen nach außen.

Nehmen wir mal an, Sie haben mit einem Ihrer lieben Mitmenschen, einem Partner, Kollegen,  oder Freund einen Konflikt, vielleicht fühlen Sie sich ungerecht behandelt, missverstanden, oder ausgegrenzt. Sie sind wütend, eventuell frustriert und in den meisten Fällen geben Sie wahrscheinlich dem anderen die Schuld dafür, weil er Sie, aus Ihrer Sicht, falsch, oder schlecht behandelt hat.   
Stellen Sie sich nun vor, Sie würden dem „Konfliktpartner“ höchst bewusst begegnen, dann würden Sie sich daran erinnern, dass wir tatsächlich, alle ausnahmslos, miteinander verbunden sind. Sobald wir Gleichheit wahrnehmen nehmen wir auch gleiche Bedürfnisse wahr.  Soweit so gut.
Wenn Sie, wie in unserem Beispiel, jemanden dafür beschuldigen was er Ihnen angetan hat, besser gesagt, was Sie glauben dass er Ihnen angetan hat, dann ist das in Wahrheit nichts weiter als eine Projektion.


Was passiert, wenn wir projizieren?

Jede Spaltung in unserem Geist beinhaltet die Zurückweisung eines Teils davon und das ist letztendlich der Glaube, dass der andere nicht mit uns verbunden ist. Wenn wir gespalten sind, fühlen wir uns getrennt von unseren Mitmenschen und die Projektion sorgt dafür, dass diese Wahrnehmung aufrecht erhalten wird. Was  wir nach außen,  auf andere, projizieren, weisen wir selbst zurück und deshalb glauben wir auch nicht, dass es unseres ist.
Dadurch treffen wir ein Urteil, nämlich dass wir anders sind, als die Person auf die wir projizieren, und so schließen wir uns selbst aus. Da wir auch gegen das geurteilt haben, was wir projizieren, geht der Angriff weiter.  Auf diese Weise versucht das Ego, die Tatsache, dass wir uns selbst angegriffen haben ,vor uns zu verschleiern. Diese Raffinesse  gilt es erst mal zu durchschauen. Es gaukelt uns damit vor, dass wir anders sind, nämlich besser als die Person die wir angreifen. Wichtig ist zu wissen, dass wir uns, durch jede negative Projektion, immer selbst verletzen.

Negative Projektion und Angriff gehören zusammen, weil die Projektion das Mittel ist um den Angriff zu rechtfertigen. Es beginnt damit, dass wir etwas ausschließen, das in uns existiert, das wir aber nicht (wahr) haben wollen, und führt dazu, dass wir uns von unseren Mitmenschen trennen.

 

Es geht auch anders - Nehmen wir uns ein Beispiel an der Natur

In der Natur geschieht auch Projektion, völlig selbstverständlich. Doch diese ist gänzlich positiv, weil es hier keine Schuldfrage gibt! Denn es wird nicht geurteilt. Keine Pflanze fühlt sich als Opfer, oder angegriffen, wenn der Baum Schatten auf sie wirft. Die Sonne projiziert Licht auf die Früchte an den Bäumen und Sträuchern und dadurch reifen sie. Keine Blume beschwert sich über die Erde in der sie wächst. Und die Hecke  meckert nicht, wenn sie gestutzt wird.  In der Natur begreift sich alles als vollkommen und somit richtig so wie es ist.

Wenn wir uns selbst genauso vollkommen sehen  und uns an unsere Verbundenheit miteinander erinnern, stärken wir sie in uns selbst und in den anderen.  Ärger verwandelt sich in Wohlwollen,  weil diese Betrachtung Inklusion schafft.  Fehler brauchen Korrekturen, keine Schuldzuweisung!